6 – Lebensretter Hundenase – Michaela Artwohl

Lebensretter Hundenase

Während eines fröhlichen Kaffeeklatsches beginnt Melwin, Maren‘s französischer Vorstehhund, unruhig zu werden. Er „pfötelt“ an seinem Frauchen herum. Maren sieht auf dem Display ihrer Insulinpumpeneinheit einen Blutzuckerwert von etwa 130mg/dL – also kein Grund zur Sorge. Sie schickt Melwin auf seinen Platz, aber er lässt sich nicht beirren und „nervt“ weiter – er findet keine Ruhe.

Nun beginnt auch Claudia‘s Labrador Cooper, gerade mal 8 Monate alt, zu schnüffeln und herumzuwandern. Maren packt ihr Blutzuckermessgerät aus und misst nach – ihr tatsächlicher Blutzuckerwert ist 76! Der kontinuierlich messende Sensor ihrer Insulinpumpe zeigt einen falschen Wert an – das kommt vor!

Hunde mit Jobs

Die beiden „nervenden“ Hunde werden belohnt – sie haben ihren Job gut gemacht!

Job? Ja, Job! Denn Melwin und Cooper sind sogenannte Diabetikerwarnhunde und ihre beiden Frauchen, mit denen ich mich gerade austausche, sind – so wie ich auch – Diabetikerwarnhunde-Trainerinnen.

Bei der Gelegenheit möchte ich mich kurz vorstellen: Mein Name ist Dr. Michaela Artwohl. Nach meinem Lebensmittel- und Biotechnologie-Studium, habe ich viele Jahre in der Diabetesforschung gearbeitet. Nach ein paar Jahren Trainertätigkeit im Hundesport betreibe ich seit Mitte 2015 meine eigene Hundeschule im Bezirk Baden in Niederösterreich. Neben Grunderziehung und anderen spannenden Themen, liegt mein Interesse vor allem in der Nasenarbeit.

Diabetikerwarnhunde

Und die Hundenase hat Einiges drauf! So wie Melwin und Cooper können auch andere Hunde lebensbedrohliche Unterzuckerungen von Diabetikern erschnüffeln. Diabetikerwarnhunde werden darauf trainiert, durch intelligenten Ungehorsam rechtzeitig Alarm zu schlagen, solange die Patienten noch handlungsfähig sind. Weiters unterstützen ausgebildete Hunde ihren Patienten durch die Ausführung von Assistenztätigkeiten, wie z.B. dem Apportieren eines Notfallbeutels, wie Nellie es hier zeigt.

Typ 1 Diabetiker können durch die Begleitung von Diabetikerwarnhunden eine verbesserte Lebensqualität erreichen, nötige Spitalsaufenthalte können reduziert werden und Diabetikerwarnhunde alarmieren auch bei – häufig unbemerkten und somit lebensgefährlichen – nächtlichen Hypoglykämien.

In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, dass Diabetikerwarnhunde – nach erfolgreicher Prüfung – als Assistenzhunde staatlich anerkannt werden und somit offiziell die in Rechtsvorschriften geregelten Zutrittsrechte zu öffentlichen Orten, Gebäuden und Dienstleistungen sowie Ausnahmen von der Leinen- und Maulkorbpflicht erhalten können.

Einige Hunde erkennen Unterzuckerungen bereits ohne Training. Sie reagieren „aufgeregt“ und teilweise sogar fürsorglich, hindern ihren Patienten, das Haus zu verlassen oder bleiben bis zur Normalisierung des Blutzuckerspiegels in seiner Nähe. Hat ein Diabetiker einen solchen Hund, ist es wichtig, dass der Patient geschult wird, seinen Hund „lesen“ zu können und das entsprechende Verhalten des Hundes optimal zu fördern.

Rauchmeldehunde

So, wie einige Hunde sogar ohne vorheriges Training Unterzuckerungen anzeigen, gibt es auch Hunde, die bei Feuer oder Rauch instinktiv bellen oder große Unruhe zeigen, ohne dass dies gezielt trainiert worden wäre.

Rauchmelden können Hunde aber auch erlernen. Im Rauchmeldetraining wird gezielt Rauch mit einem Anzeigeverhalten verknüpft, wodurch der Hund eine Möglichkeit erhält, seine Umgebung frühzeitig zu warnen. Die Hundenase kann Rauch bereits ca. 1 Minute früher detektieren kann, als ein Rauchmeldegerät und diese Minute kann im Ernstfall u.U. einen entscheidenden Überlebensvorteil bringen!

Allergikerwarnhunde

Während Diabetikerwarnhunde und Rauchmeldehunde ausschließlich durch den auftretenden Geruch – quasi von selbst – auf die Idee kommen müssen, das Anzeigeverhalten zu zeigen, ist dies bei den Allergikerwarnhunden anders. Hier kann man den Hund gezielt danach fragen, ob in einem Lebensmittel ein oder mehrere Allergen(e) vorhanden sind. Hierzu startet man im Training möglichst mit dem „reinen“ Geruch, z.B. mit Nüssen, wie sie hier von Sookie angezeigt werden.

 

 

Nach und nach beginnt man, den Geruch des Allergens immer stärker zu „verdünnen“, mit anderen Lebensmitteln zu „maskieren“ bzw. mit zu kochen.

Die Trainingsmöglichkeiten beschränken sich übrigens nicht ausschließlich auf Allergien, sondern das Anzeigeverhalten kann selbstverständlich auch bei Lebensmittelunverträglichkeiten oder Idiosynkrasien (Überempfindlichkeiten) trainiert werden.

Worauf man strikt achten sollte

Nachdem unsere „menschliche“ Nasenleistung nicht im Entferntesten mit der unserer Hunde vergleichbar ist, ist es in der Geruchsarbeit ganz besonders wichtig, den Hund selbständig arbeiten zu lassen und ihn bereits im Training nicht (unnötig) zu beeinflussen! Nur, wer sich daran hält, wird einen verlässlichen Lebensretter an seiner Seite haben!

Dr. Michaela Artwohl
Hundeschule ARTgerecht-WOHLerzogen
Sooß, Niederösterreich

http://www.artgerecht-wohlerzogen.dog/

Email: tiertraining@artgerecht-wohlerzogen.dog

Tel.: +43 (0)699 15 03 58 76

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