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19 – Medical Training – Wir müssen reden – Dorothea Johnen

Wir müssen reden!

Erfolgreiches Medical Training durch Kommunikation zwischen Tierarzt und Trainer

Unter Medical Training versteht man das gezielte Vorbereiten von Tieren auf alle Handlungen und Erfahrungen, die sie im Zusammenhang mit tierärztlichen oder pflegerischen Maßnahmen erleben können.

Maulöffnen auf Signal: Im Zootiertraining ist Medical Training bereits etabliert.

Während sich diese Art des Trainings im Bereich der Zoo- und Wildtierhaltung immer mehr etabliert, ist es vielen Hundehaltern und Tierärzten leider noch völlig unbekannt, dass ein solches Training überhaupt möglich und sinnvoll ist.

Dankenswerterweise gibt es jedoch in den letzten Jahren immer mehr Hundehalter, Trainer und Tierärzte, die Tierarztbesuche für Hunde zu einem angst- und stressfreien Ereignis machen wollen und Medical Training durchführen.

Voraussetzung ist das Wissen, was trainiert werden muss

Basis eines erfolgreichen Medical Trainings ist ein detaillierter Trainingsplan, in dem der momentane Trainingszustand des Hundes, das Trainingsziel und die einzelnen Trainingsschritte erfasst werden, die nötig sind, um vom Istzustand zum Trainingsziel zu kommen.

Um das Trainingsziel so genau wie möglich definieren und das entsprechende Verhalten trainieren zu können, muss der Trainer (das kann selbstverständlich auch der Besitzer sein) wissen, welche Untersuchungen der Tierarzt durchführen möchte und wie genau diese ablaufen. Daher ist eine enge Zusammenarbeit und gute Kommunikation zwischen Trainer und Tierarzt unerlässlich.

Medical Training macht es möglich: Ellie springt freiwillig auf den Untersuchungstisch.

Sofern Trainer und/oder Tierarzt nicht über Zusatzausbildungen im jeweils anderen Gebiet verfügen, sind sie die Spezialisten auf ihrem Feld, haben aber in der Regel nur Grundkenntnisse des jeweils anderen Felds. Ein guter Trainer weiß, wie er das vom Tierarzt benötigte Verhalten trainieren kann, wenn er alle dafür nötigen Informationen erhält. Da er jedoch unter Umständen nur rudimentäre Vorstellungen einiger diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen hat, weiß er eventuell nicht, welche spezifischen Fragen er stellen muss, um alle wichtigen Details zu erfahren.

Der Tierarzt auf der anderen Seite weiß natürlich, welche Handgriffe er durchführen möchte und wie der Hund sich dabei idealerweise verhalten soll. Da Tierärzten im Studium aber nur Grundlagen der Themen Training und Verhalten vermittelt werden, ist dem Tierarzt nicht unbedingt klar, welche Informationen für den Trainer wichtig sind.

Außerdem weiß er in der Regel nicht, wann und wie der Trainer das trainierte Verhalten belohnen möchte. In einer solchen Konstellation kann es schnell passieren, dass eigentlich wichtige Einzelheiten unerwähnt bleiben, weil sie als unwichtig erachtet oder schlicht vergessen werden, und somit der Trainingserfolg ausbleibt.

Eine gute Kommunikation zwischen Tierarzt und Trainer ist wichtig

Kooperation bei der Untersuchung kann man trainieren.

Um potentielle Stolperfallen zu vermeiden, ist es das Beste, wenn sich Trainer und Tierarzt sowohl vor als auch während des Trainings immer wieder persönlich austauschen. Ideal ist es, wenn der Trainer die Möglichkeit hat, vor Trainingsbeginn bei einem anderen Patienten einmal Zeuge derjenigen medizinischen Maßnahme zu werden, auf die er seinen Hund vorbereiten möchte.

Doch Achtung: Für viele medizinische Prozeduren gibt es unterschiedliche Varianten. So scheren zum Beispiel viele, aber nicht alle Tierärzte das betreffende Hautareal vor einer Blutentnahme (teils auch abhängig vom Fell des Hundes).

Die Desinfektion vor einer Blutentnahme kann auf unterschiedliche Arten durchgeführt werden (mit einem getränkten Tuch, aus einer Tropf- oder einer Sprühflasche), und auch der Ort der Blutentnahme (Voderbein, Hinterbein, Hals) und die Position des Tieres während der Blutentnahme (stehend, sitzend, Brust-Bauch-Lage, Seitenlage) kann unterschiedlich sein.

Daher genügt es für den Trainer nicht, einen beliebigen Tierarzt zu befragen oder online Videos anzusehen, sondern er sollte das konkrete Training mit seinem eigenen Tierarzt planen, um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.

Von einem guten Training profitieren am Ende alle

Von einer solchen Kooperation profitieren am Ende alle: Der Trainer, der Tierarzt und der Hund. Eine gute Kommunikation zwischen Trainer und Tierarzt ist die Basis für erfolgreiches Medical Training. Je enger die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Gruppen von Spezialisten ist und je mehr Medical Training durchgeführt wird, desto mehr Hunde können in Zukunft gerne und ohne Angst zum Tierarzt gehen.

Dorothea Johnen
Clickerschule Berlin

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Luzia Brandt - 19. Dezember 2017

Es ist schwierig dem Tierarzt die nötige Zeit für das Training herauszuleiern!

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